In einer groß angelegten Studie untersuchte das Bundesamt für Güterverkehr im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr die Fernbusbranche und sprach dafür mit Vertretern der Busunternehmen selbst, mit Repräsentanten des Schienennah- und -fernverkehrs sowie mit externen Interessensgruppen. Dabei wurden interessante Ergebnisse in Bezug auf den Netzausbau, verschiedene Unternehmensstrategien und unterschiedliche Kundengruppen im Fernbus zu Tage gebracht.
Netzausbau nähert sich dem Endausbaustadium
Seit der Liberalisierung des Fernbusverkehrs tragen viele Busunternehmen den Konkurrenzkampf nicht nur über die Preise, sondern auch über das Streckenangebot aus. Monat für Monat wurden neue Linien eröffnet, so dass Reisende aktuell rund 240 Strecken und mehr als 7.000 Abfahrten pro Woche nutzen können. Laut der Studie des BAG wird der kontinuierliche Netzausbau innerhalb der Bundesrepublik in etwa ein bis zwei Jahren sein Endausbaustadium erreicht haben. Die Tendenz geht bereits jetzt dahin, bestehende Routen um Nacht- und Expresslinien zu ergänzen, statt auch kleinere Städte miteinander zu verbinden. Zusätzlich werden mehr Linien ins Ausland das Angebot abrunden. Es ist allerdings hinzuzufügen, dass neben den zentralen Knotenpunkten wie Berlin, Frankfurt oder Hamburg auch viele kleinere Städte aufgrund ihrer geographischen Lage über eine sehr gut ausgebaute Anbindung an das Streckennetz verfügen: Als Paradebeispiel dafür dienen die Universitätsstädte Freiburg und Würzburg.
Zielgruppe: Preisbewusste Alleinreisende unter 35 Jahren
Dass der Fernbus vor allem von Studenten gerne genutzt wird, ist keine Überraschung, doch gelingt es der Marktanalyse des BAG, ein detaillierteres Bild des klassischen Fernbuskunden zu malen: Das neue Verkehrsmittel ist vor allem bei preisbewussten Reisenden unter 35 Jahren sehr beliebt. Diese sind in der Mehrzahl weiblich und alleine unterwegs. Eine Kundenbefragung des Fernbus-Anbieters MeinFernbus ergab, dass mit 63 Prozent die Mehrheit der Fahrgäste zu privaten Zwecken unterwegs sind. Touristische Regionen sind das Ziel von 23 Prozent der Reisenden. Bei jeweils sieben Prozent der Fahrgäste handelt es sich um Dienstreisende oder Wochenendpendler. Eine zweite wichtige Zielgruppe der Fernbus-Anbieter stellen Senioren dar. Auffällig ist hierbei, dass der Anteil der Best-Ager im Fernbus je nach Busunternehmen variiert, was unternehmensinterne Erhebungen von MeinFernbus und ADAC Postbus bestätigen. Bei MeinFernbus machen Senioren über 65 Jahren rund 5 Prozent der Fahrgäste aus, während diese Kundengruppe im ADAC Postbus mit ganzen 18 Prozent vertreten ist. Reisende unter 35 Jahren bevorzugen dafür die grünen Busse von MeinFernbus, in denen sie 38 Prozent ausmachen, während in den gelben Bussen von ADAC Postbus nur jeder fünfte Fahrgast unter 35 Jahre alt ist. Ein Grund dafür könnte der hohe Bekanntheitsgrad und das damit verbundene Vertrauen in die Marken ADAC und Deutsche Post sein, das gerade ältere Fahrgäste anzieht. Generell zeigt die Studie des BAG allerdings, dass Fernbuskunden nur selten markentreu sind: In der Regel entscheidet einzig und allein der Preis darüber, welcher Fernbus-Anbieter ausgewählt wird, weshalb Vergleichsportale wie Fernbusse.de sich großer Beliebtheit erfreuen.
Allgemeine Tendenzen in der Fernbusbranche
Grundsätzlich zeichnet sich ab, dass einige Fernbus-Anbieter unterschiedliche Strategien anwenden, um wirtschaftlichen Erfolg zu erzielen. Während die beiden Busunternehmen FlixBus und MeinFernbus im Januar fusionierten und gemeinsam ein europaweites Streckennetz etablieren wollen, setzt IC Bus beispielsweise auf eine hohe Frequenz auf nur wenigen Linien und dauerhafte Preissenkungen. Um eine zu geringe Auslastung zu vermeiden, vertrauen die meisten Fernbus-Anbieter auf die Anpassung der Fahrttaktung nach Wochentagen. Gegenüber dem Vorjahr sank die Anzahl der Fahrten von Köln nach Hamburg an einem Mittwoch von 16 auf 14 Fahrten, während an einem Freitag derzeit 26 statt 17 Fahrten angeboten werden. Die steigende Anzahl der angebotenen Fahrten steht jedoch in direktem Zusammenhang mit einem zentralen Problem der Fernbusbranche, der mangelhaften Haltestelleninfrastruktur. Diese wird neben zu wenig qualifiziertem Fahrpersonal und den gesetzlichen Vorschriften zur Barrierefreiheit von den Befragten als größtes Entwicklungshemmnis für den noch jungen Markt gesehen. (KH)
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